Die Kirche zum Heiligen Kreuz Sehnde

Kirchgebäude und Turm

1207 wurde in Sehnde die Kirche zum Heiligen Kreuz errichtet. Die Bürgerinnen und Bürger des Ortes stifteten selbst 2 Mark Silber dafür, so war es dann auch wirklich ihre Kirche. Bis zu diesem Datum war man in den Kirchort Lühnde gewandert, dort befindet sich sozusagen Sehndes Mutterkirche. Wahrscheinlich war die erste Kirche in Sehnde eine kleine dreischiffige spätromanische Basilika nach dem Vorbild Lühndes, eine Kreuzreliquie wird der Kirche ihren Namen gegeben haben.

Mit der Zeit und über die Wirren des dreißigjährigen Krieges hinweg wurde die Kirche abgerissen und das neue barocke Schiff an den mittelalterlichen Turm gebaut. Der Turm ist bis heute der älteste bauliche Zeitzeuge des Ortes. 1739 wurde der Neubau fertiggestellt, das Abrissmaterial wurde sorgsam weiterverwendet. Am 29. April weihte Pastor Severin Theodor Müller das neue Kirchenschiff ein.

Ein ungewöhnliches spätbarockes Schiff in Querausrichtung ist entstanden, im Geist der Aufklärung als Saalkirche gestaltet. Im norddeutschen Raum ist eine quer ausgerichtete Kirche dieser Art einzigartig.

Dem Zeitgeist entsprechend wird ein Kanzelaltar erreichtet, der die Wortverkündigung in den Vordergrund rückte und sogar sinnenfällig über das Abendmahl stellte.

Innengestaltung, Kanzelaltar und Taufe

Der Kanzelaltar und die Taufe wurden vom Hildesheimer Bildschnitzer Ernst Dietrich Bartels gefertigt. In der Umgebung finden sich viele weitere Arbeiten aus seiner Hand wie zum Beispiel die Altäre in Bolzum und Ilten. Bartels gilt als einer der großen Meister des Spätbarock im Hildesheimer Land.

Das ursprüngliche Taufbecken von 1593 mit möglicherweise noch romanischem Sockel wurde nach einer langen Zeit der Zweckentfremdung als Blumenkübel in die Lehrter Dorfkirche überführt.

1885 wurde der Altar wegen Wurmbefalls abgebaut und von dem bekannten Kirchenbaumeister Conrad Wilhelm Hase aus Hannover neu gestaltet. Aus dem ursprünglichen Altar wurden die Apostel- und Engelfiguren sowie die Taube integriert. Wie der ursprüngliche Altar aussah, ist unbekannt. Im späteren Bestreben, den Altar dennoch möglichst wieder in seine ursprünglichen Gestaltungsform zu überführen, wurde er mit wiedergefundenen Originalteilen nach dem Vorbild des ebenfalls von Bartels stammenden Iltener Altars Weihnachten 1967 neu im alten Stile eingeweiht.

Die Figuren sind allegorisch zu lesen: Unten sehen wir von links nach rechts  den alten und den neuen Bund, in den Händen der rechten Figur befand sich eine Schriftrolle.

Oben sehen wir von links nach rechts zu lesen Wort und Sakrament.

Die drei Frauenfiguren versinnbildlichen von rechts nach links zu lesen Glaube, Hoffnung und Liebe nach 1. Korinther 13,13.

Das Bild über der Hochkanzel wurde 2004 vom Flensburger Künstler Uwe Appold als Auftragsarbeit gestaltet, es zeigt die Auferstehung und enthält seitlich der aufsteigenden goldenen Fläche Kreuzigungs- und Abendmahlssymbole in zeitgenössischer Form.

Die Bemalung der Emporenbrüstung ist original von 1738, wurde aber zwischenzeitlich übermalt und später wieder freigelegt.

Die Glocken

Die älteste Glocke der Sehnder Kirche stammt aus dem Jahre 1653, sie wurde in Hildesheim gegossen. Die Inschriften geben Aufschluss über den Erbauer und den damaligen Pastor Joachim Müller. Der Bibelvers aus Matthäus 22,4: „Kommet zur Hochzeit, denn alles ist bereit!“ wurde ebenfalls in lateinischer Sprache eingraviert. 1942 konfiszierte man die Glocke zu Kriegszwecken, aber 1948 kehrte sie wie durch ein Wunder unversehrt zurück. Die zweite Glocke ist von 1827 und wurde ebenfalls in Hildesheim gegossen. Sie trägt den Namen des damaligen Pastors Albrecht.

Die Orgel

Die Orgel stammt von 1769. Der älteste Teil im Prospekt ist mit der Steinwedeler Orgel vergleichbar, die 1769 von Johann A. Zuberbier aus Obernkirchen fertiggestellt wurde, möglicherweise besteht eine Verbindung. 1870 wurde die erste Orgel von dem Peiner Orgelbauer Berger saniert. 1871 wurde durch die Firma Furtwängler aus Elze eine neue Orgel gebaut. 1914 nahm die Firma Furtwängler und Hammer (Hannover) eine grundsätzliche Erweiterung vor, für die auch das Mauerwerk zum Turm durchbrochen wurde. Die letzten Originalpfeifen fielen den Forderungen des 1. Weltkriegs zum Opfer. 1962 wurde die Orgel durch die Firma Hammer wieder als Barockorgel umgestaltet. Die vom Förderverein der Kirche zum heiligen Kreuz lange betriebene Erweiterung zu einer 2-manualigen Orgel erfüllte sich 2012 und wurde durch die Firma Hillebrand ausgeführt.

 

Grabmäler

Auf dem Kirchhof finden sich unter einem schützenden Dach Grabsteine bekannter Sehnder Bauersleute im barocken Stil. Typisch für die Gestaltung dieser Grabsteine sind die Familien, die betend unter dem Kreuz Christi aufgereiht sind und die zierenden Putten.

Das Grabmal von Pastor Severin Theodor Müller (gest. 1655), der den Neubau der Kirche verantwortete, befindet sich in der Mauer zwischen Kirchraum und Sakristei, bemerkenswert ist auch die Grabplatte seiner kleinen Tochter, die links neben dem Turmeingang eingemauert ist.

Zeitgenössische Kirchenfenster

Die zeitgenössischen bunten Kirchenfenster wurden von Pastorin Damaris Frehrking entworfen und mit Kindern und Jugendlichen erstellt. Sie zeigen Maria mit Kind und Rosenkreuz auf der Mondsichel sowie eine Darstellung des Friedensreiches.