Sehnde-Rethmar-Haimar | 19. August2023

Glaubenssache: Einschulung

Aufgeregte Sprösslinge haben sich mit ihren Familien in den Kirchen versammelt, die bunten Zuckertüten stolz an die Brust gepresst. Manche Mutter verdrückt eine Träne, Großeltern tauschen sich über Erinnerungen an ihre eigene Einschulung aus. Es ist schön, dass heutzutage Einschulungen groß begangen werden. Zugleich macht es besorgt zu wissen, wie schnell die Kinder erspüren werden, worauf es ankommt: Möglichst eine Laufbahn, die mit einem Abitur endet, am besten eine Eins vor dem Komma.

Spätestens in der vierten Klasse werden die Kinder merken, dass es einen Unterschied macht, ob sie aufs Gymnasium wechseln werden oder nicht. Eltern tauschen sich darüber aus, ob Real- und Hauptschulklassen den Kindern zuzumuten seien. Und überhaupt beschwert die Debatte um die ideale Schule manchen Eltern schlaflose Nächte. Ich wünschte, unsere Gesellschaft könnte sich wieder etwas mehr vom Erfolgsdruck frei machen und vor allem Kinder einfach erstmal Kinder sein lassen. Unsere Kinder überspringen manchmal Klassen und manchmal zünden sie spät. Sie sind verschieden. Wir brauchen eine Gesellschaft, in der alle Heranwachsenden sich geborgen fühlen können, ganz gleich, wie leistungsstark sie sind.

Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht; wer Gottes Reich nicht so auffasst wie ein Kind, wird nicht hineinkommen!“ Bei der Einschulung bekommen die Kinder einen Segen mit der Botschaft: Du bist geliebt, bevor du etwas leistest. Das Reich Gottes öffnet sich dort, wo Kinder nicht stören. Wo die Umarmung an erster Stelle steht. Da hat das besorgte Reden der Erwachsenen erstmal Pause.

Damaris Frehrking
Pastorin der Gesamtkirchengemeinde Sehnde-Rethmar-Haimar

 

Die Kolumne „Glaubenssache - Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.

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